Gesprühte Kritzeleien und verschmierte Wände auf Oberflächen aus Beton oder anderen Baustoffen sind ein großes Ärgernis. Vor allem dann, wenn diese gemeinhin als Graffitis bezeichneten „Kunstwerke“ ungewollt angebracht wurden. Es handelt sich in vielen Fällen um den Tatbestand der Sachbeschädigung.
Unabhängig von den juristischen Folgen ist der Aufwand zur Entfernung von Graffiti ein schwieriges Unterfangen. Mitunter haben sich zahlreiche Unternehmen auf diese spezielle Reinigung fokussiert.
Graffitis lassen sich von sehr dichten Untergründen wie z. B. Glas noch relativ einfach entfernen. Auf Untergründen, die eine gewisse Rauigkeit aufweisen oder gar eine Porigkeit wie Beton oder Naturstein, sind spezielle Reiniger und zusätzlich aufwendige Reinigungsverfahren erforderlich.
Eine mögliche Folge dieser Spezialreinigung kann eine partielle Zerstörung des mitunter historisch wertvollen Untergrundes sein. Zumindest wird sich der gereinigte Bereich von der restlichen Oberfläche unterscheiden. In vielen Fällen kann auch die aufgesprühte Farbe nicht vollständig entfernt werden. Ein Beispiel hierfür sind die neuesten Graffiti am Brandenburger Tor in Berlin.
Eine Schutzbeschichtung zur Prophylaxe könnte in vielen Fällen eine Lösung sein. Diese Schutzbeschichtungen bilden einen Film auf der zu schützenden Oberfläche. Von dieser lassen sich dann aufgesprühte Graffiti leichter entfernen.
Mehrere forschende Gesellschaften haben sich dieser Thematik schon angenommen. So gibt es bereits Berichte und Empfehlung, die von der RAL-Gütegemeinschaft veröffentlicht wurden. Auch gibt es bereits von der WTA veröffentlichte Merkblätter, die sich mit sogenannten Anti-Graffiti Beschichtungen beschäftigen.
Beide Gesellschaften haben eine Unterteilung der möglichen prophylaktisch wirkenden Beschichtungen vorgenommen. Die Unterteilung beschäftigt sich u. a. mit der Dauerhaftigkeit der Schutzbeschichtungen.
Hintergrund der Untersuchung zur Dauerhaftigkeit hängt damit zusammen, dass die prophylaktischen Schutzbeschichtungen dann „verbraucht“ werden, wenn darauf anhaftende Graffiti chemisch und/oder mit hohem Wasserdruck entfernt werden.
Es konnte festgestellt werden, dass Schutzbeschichtungen auf wässriger Basis geringere Dauerhaftigkeiten aufweisen als solche auf Basis organischer Lösemittel. Wässrige Schutzbeschichtungen können nicht so oft gereinigt werden, wie lösemittelhaltige Beschichtungen. Dies führt dazu, dass ein Nachbeschichten von wässrigen Beschichtungen mitunter häufiger notwendig sein könnte.
Ein Vorteil der wasserbasierten Beschichtungen ist jedoch ihre größere Kapazität, Wasser in Form von Dampf aus dem Bauteilinneren an die Außenluft zu entlassen. Man kann hier von einer gewissen „Atmungsaktivität“ sprechen.
In jedem Fall ist hinsichtlich der Planung durch entsprechende Fachplaner und Architekten von exponierten Flächen eine entsprechende Prophylaxe vorzusehen. Die Art der verwendeten Stoffe ist dann abhängig von der zu erwartenden Graffitimenge in der Zukunft und natürlich von der Beschaffenheit des Untergrundes.
Auch für die Planenden bieten die oben erwähnten Gesellschaften Hinweise zur Ausschreibung und auch zur praktischen Vorgehensweise bei Testflächen.
In jedem Fall ist ein Bauherr über den Umstand zu informieren, dass die Szene, welche Graffiti anbringt sich mit den marktgängigen prophylaktischen Schutzbeschichtungen gut auskennt. Mitunter werden gezielt Farbmischungen in Eigenregie hergestellt, um eine gute Haftung am Untergrund zu erreichen, oder eine sehr hohe Penetration in den Untergrund.
Entfernen von Graffiti
Unabhängig davon, ob eine Oberfläche prophylaktisch geschützt wurde oder nicht, soll ein ungewolltes aufgebrachtes Graffiti in der Regel rückstandsfrei entfernt werden. Es haben sich unterschiedliche Verfahren herauskristallisiert, die teilweise kombinierter werden. Einsatzart und die Verwendung der Methoden sollten jedoch immer an die Beschaffenheit des Untergrundes angepasst sein.
Eine Möglichkeit ist die mechanische Entfernung der Graffitifarbe. Dabei kommen Strahlgeräte zum Einsatz, Schleifgerät mit groben Schleifblättern oder Hochdruckwasserstrahlgeräte. Diese Verfahren erzielen meist ein sehr gutes Ergebnis. Sie haben jedoch auch entscheidende Nachteile. Die Oberfläche der Betonwand, der Natursteinmauer etc. wird angegriffen. Kein Fachhandwerker kann so genau Schleifen, dass nur die dünn aufgetragenen Graffitifarbe entfernt wird und das Mauerwerk unberührt bleibt. Der mechanisch behandelten Oberfläche wird man die Behandlung in vielen Fällen auch ansehen. Was nicht sichtbar ist, ist die Veränderung der Porigkeit des Untergrundes. Eine mechanische Behandlung führt oftmals dazu, dass die Oberfläche nun vermehr Feuchtigkeit aufnimmt, was wiederum andere Probleme schafft
Eine weitere Möglichkeit, auch in Kombination mit den mechanischen Behandlungsmethoden ist die chemische Entfernung von Graffiti. Dabei wird eine Substanz aufgetragen, die die Struktur des Graffitis angreift und auflöst. Anschließend kann eine Entfernung mit Hilfe von Wasserdruck erfolgen. Die möglichen Chemikalien kommen in gelartiger Form vor und als Zusatz für das Wasser.
Bei der Gelvariante kann die Substanz, da sie in der Gelmatrix standfest eingestellt ist lange auf das Graffiti einwirken. Es ist jedoch darauf zu achten, dass nachher die Reste aufgefangen werden und nicht unbedacht in die Kanalisation oder Umwelt gelangen.
Das gleiche gilt für die Zusätze zum Reinigungswasser. Ihre Anwendung ist grundsätzlich komfortabler, jedoch haben sie Nachteile bei der Einwirkzeit auf das Graffiti. Auch hier ist auf eine fachgerechte Entsorgung entsprechend der lokalen Vorschriften zu beachten.
Autor: Benjamin Stöhr, Produktmanager Grüne Linie/Baustoffe, Mapei