Am 7. Juli 2025 hat der Binnenmarktausschuss des Europäischen Parlaments einen Bericht zur Reform der EU-Vergaberichtlinien vorgestellt. Ziel ist es, öffentliche Aufträge nicht mehr nur nach dem günstigsten Preis zu vergeben, sondern stärker auf Qualität, Nachhaltigkeit und soziale Kriterien zu achten. Damit zeichnet sich ein grundlegender Wandel im europäischen Vergabewesen ab.
Die Abgeordneten fordern, dass bei Ausschreibungen nicht mehr automatisch das billigste Angebot den Zuschlag bekommt. Häufig führen sehr günstige Angebote später zu hohen Folgekosten – etwa für Wartung oder Reparatur. Auch können billige Materialien der Umwelt schaden oder schlechte Arbeitsbedingungen für Beschäftigte bedeuten. Deshalb soll die EU-Kommission künftig stärker soziale und ökologische Kriterien in den Mittelpunkt rücken.dsten benötigen.
Vergabeverfahren einfacher und fairer für kleine Unternehmen machen
Ein weiteres zentrales Anliegen ist es, kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) den Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen zu erleichtern. Derzeit sind viele Verfahren zu komplex und auf große Anbieter zugeschnitten. KMU können oft nur kleinere Projekte umsetzen – deshalb sollten Ausschreibungen in kleinere Lose aufgeteilt und die Regeln verständlicher gemacht werden.
Aktuell regeln über 476 Artikel auf mehr als 900 Seiten das öffentliche Auftragswesen – das ist vor allem für KMU eine große Hürde. Die EU-Kommission soll daher Wege finden, die Vorschriften zu vereinfachen, ohne den Vergabestellen ihre Flexibilität zu nehmen. Wichtig ist: Die Regeln sollen vorgeben, wie etwas eingekauft wird, nicht was.
Regionale Wirtschaft stärken und faire Arbeitsbedingungen fördern
Die Abgeordneten möchten auch, dass öffentliche Stellen künftig Anbieter bevorzugen dürfen, die die lokale Wirtschaft stärken – besonders in wichtigen, strategischen Branchen. Dabei soll aber kein Protektionismus entstehen.
Außerdem soll geprüft werden, ob Firmen bevorzugt werden können, die ihre eigenen Beschäftigten einsetzen, anstatt umfangreich an Subunternehmen auszulagern. So könnten Probleme wie mangelnde Verantwortung oder schlechte Arbeitsbedingungen vermieden werden.
Anpassung an gestiegene Baukosten
Zum Schluss fordern die Abgeordneten, dass die Preisgrenzen für bestimmte Vergabeverfahren überarbeitet werden. Wegen der starken Inflation sind die Baukosten in der EU deutlich gestiegen – darauf müsse das Vergaberecht reagieren.
Nach der Abstimmung sagte der Berichterstatter des Parlaments, Piotr Müller (ECR, Polen):
„Das neue Vergabeverfahren sollte dazu dienen, Abläufe zu regeln – nicht dazu, jede politische Idee umzusetzen. Deshalb setzen wir uns für Vereinfachung, echte Digitalisierung und klare, transparente Regeln ein. Neue Vorschriften müssen darauf geprüft werden, ob sie kleine Unternehmen benachteiligen. Wenn das der Fall ist, müssen sie geändert werden. Sonst schaffen wir ein System, das gerade die ausschließt, die am meisten Unterstützung brauchen.“