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Rückgang bei Genehmigungen setzt Immobilienbau unter Druck

Der Immobilienbau in Deutschland verliert an Dynamik: Im Vergleich zu 2019 wurden insgesamt 61.289 Immobilien weniger fertiggestellt. Dabei sind viele genehmigte Projekte in Deutschland noch nicht abgeschlossen. Planungsänderungen, finanzielle Engpässe und falsche Planung, rechtliche und bürokratische Hürden sowie technische Probleme: Die Gründe für Bauüberhänge sind vielfältig. Im Jahr 2024 beläuft sich der Bauüberhang in Deutschland auf 529.700 Einheiten, im Jahr 2019 lag die Zahl der offenen Projekte noch bei 524.300. Das geht aus einer aktuellen Untersuchung der Unternehmensberatung Finatycs hervor. Dafür hat das Unternehmen Baudaten des Statistischen Bundesamts (Destatis) für die Jahre 2024 sowie 2019 ausgewertet.

Bundesweite Tendenz zeigt rückläufige Genehmigungen und Fertigstellungen

Binnen fünf Jahren brachen die Baugenehmigungen von 383.987 (2019) auf 257.573 (2024) ein – ein Rückgang um fast ein Drittel. Bei den Baufertigstellungen zeigt sich eine ähnliche Entwicklung: 2019 wurden insgesamt 337.479 Immobilienprojekte fertiggestellt, 2024 lag die Zahl bei 276.190. Das entspricht einem Minus von 18,2 % in fünf Jahren. Der Bauüberhang, also genehmigte, aber noch nicht fertiggestellte Projekte, stieg im gleichen Zeitraum von 524.293 auf 529.748. Das entspricht einem Plus von 1,04 %. 

Hamburg, Saarland und Berlin weisen größten Rückgang im Bauüberhang auf

Auf Ebene der Bundesländer treten mit Blick auf die offenen Bauprojekte deutliche Unterschiede auf. Den stärksten Abbau beim Bauüberhang verzeichnet Hamburg mit einem Minus von 26,22 %. Hier ist die Zahl der offenen Bauprojekte im Vergleich zu 2019 um 1.864 gesunken. Auch im Saarland (minus 20,32 %) und in Berlin (minus 16,62 %) hat sich der Überhang im Vergleich zu 2019 deutlich verringert. Hier ist die Zahl der offenen Projekte um 751 bzw. 2.511 gesunken. In den drei Bundesländern wurden demnach zahlreiche Projekte fertiggestellt oder zurückgezogen, wodurch der Bauüberhang deutlich gesunken ist. In Thüringen sank die Zahl gegenüber 2019 um 959 Projekte (minus 9,08 %). In Baden-Württemberg waren es 6.254 weniger, was einem Rückgang von 8,62 % entspricht. 

Demgegenüber stehen Zuwächse in Brandenburg (plus 15,44 %), Nordrhein-Westfalen (plus 9,40 %) und Mecklenburg-Vorpommern (plus 6,05 %). Auch Bayern (plus 4,49 %) und Sachsen-Anhalt (plus 3,35 %) meldeten mehr offene Bauprojekte als im Jahr 2019. Hier dauerten Projekte im Vergleich also länger an.

Bauherren im Vergleich: Unternehmen und Fonds stark betroffen von Bauüberhang

Auch bei den Bauherrengruppen zeigen sich starke Unterschiede. Den stärksten Zuwachs an offenen Projekten gab es bei Immobilienfonds mit einem Anstieg von 43,71 %. Es folgen die Land- und Forstwirtschaft (plus 7,16 %) sowie öffentliche Bauherren (plus 4,47 %). Wohnungsunternehmen meldeten einen Anstieg von 2,55 %, bei sonstigen Unternehmen lag die Veränderung bei 1,38 %. Einzig die privaten Bauherren reduzierten ihren Überhang leicht (minus 0,46 %).   

„Die Analyse verdeutlicht, wie stark sich der Immobilienbau seit 2019 verändert hat. Rückgänge bei Genehmigungen und Fertigstellungen und steigende Bauüberhänge machen sichtbar, dass der Sektor unter erheblichen Belastungen steht. Für uns bei Finatycs unterstreicht das die Bedeutung, komplexe Zahlen nicht isoliert zu betrachten, sondern in ein verlässliches Reporting zu überführen. Nur wenn Daten sauber aufbereitet und nachvollziehbar dargestellt werden, können Unternehmen, CFOs und Entscheider die richtigen Schlüsse ziehen und ihre Planungen anpassen“, sagt Eduard Kobert, Managing Partner bei Finatycs.

www.finatycs.de

Detaillierte Zahlen zu Baugenehmigungen, Baufertigstellungen und Bauüberhang gibt es unter den folgenden Grafiken:

BG: https://www.datawrapper.de/_/xO3mX/
BF: https://www.datawrapper.de/_/nIyAS/
BÜ:https://www.datawrapper.de/_/DMsZB

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