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Erschwerte Nachwuchssuche für ausbildende Wirtschaft im kommenden Jahr

Die Rückkehr Nordrhein-Westfalens von zwölf auf 13 Schuljahre bis zum Abitur beschert der ausbildenden Wirtschaft im kommenden Jahr einen herben Knick an Bewerberinnen und Bewerbern: Der fehlende Entlass-Jahrgang aus den Gymnasien bedeutet nach Berechnungen des Landes für 2026 40.000 weniger Schulabgängerinnen und -abgänger. 

Auch wenn nur rund 22 % der Auszubildenden im Handwerk über die Hochschulreife bzw. eine Fachhochschulreife verfügen, geht die Handwerkskammer Düsseldorf davon aus, dass sich der verstärkte Wettbewerb um Ausbildung suchende Jugendliche bemerkbar machen wird. „Besonders Gewerke mit einem hohen Anteil an Abiturientinnen und Abiturienten wie das Gesundheitshandwerk könnten die Auswirkungen beim Recruiting spüren“, so Kammergeschäftsführer Dr. Christian Henke. Er empfiehlt den Unternehmen im Wirtschaftsbereich deshalb, sich bereits jetzt auf eine mögliche Engpass-Situation bei der Versorgung mit Berufsnachwuchs einzustellen. „Unternehmen, die qualifiziertes Personal suchen, sind gut beraten, ihre Netze diesmal besonders schnell auszuwerfen und sich mit ihrem Angebot offensiv zu präsentieren. Wer lange zögert, könnte am Ende leer ausgehen“, betont Henke. 

Die eigene Firmen-Website und betrieblich genutzte Social Media-Plattformen seien ideal, um bereits in den kommenden Wochen und Monaten auf ein- oder mehrtägige Praktika im Unternehmen und auf die eigenen Ausbildungsangebote für das Ausbildungsjahr 2026 hinzuweisen – „natürlich mit vielen Infos über Ausbildungsinhalte und alle beruflichen Entwicklungs-Optionen. Auch Hinweise, wie Auszubildende in der Firma mitgenommen werden, gehören dazu“, rät Henke. „Dabei kann es in der engen Wettbewerbssituation hilfreich sein, das Lehrstellen-Kontingent momentan noch einmal auszuweiten.“ Um die Nase vorn zu haben, lohne es sich immer, die umliegenden Schulen direkt anzusprechen und ihnen konkrete Angebote zu machen. Schülerinnen und Schüler könnten zum Beispiel für eine Berufsorientierung vor Ort in den Betrieb eingeladen werden. Auch Karrieretage und Ausbildungsmessen böten ideale Möglichkeiten, um Flagge zu zeigen. „Besonders die Gesamtschulen und Berufskollegs rücken hierfür in den Fokus, da an diesen Schulformen auch im kommenden Jahr Schülerinnen und Schüler mit Fachhochschul- und Hochschulreife abgehen werden.“ 

Die Kammer weist schon heute auf bevorstehende große Azubi-Speeddatings in der Region hin: am Friedrich-Albert-Lange-Berufskolleg in Duisburg am Vormittag des 29. November 2025 (Anmeldung für Betriebe bis zum 9.11.) und in Düsseldorf (gemeinsam mit der IHK) am 26. Februar 2026 (Anmeldung ab Anfang Dezember). Am 10. November veranstaltet die Ausbildungsberatung der HWK zusätzlich eine große Video-Sprechstunde, in deren Verlauf sie ihre Vermittlungs- und weiteren Unterstützungs-Services vorstellen wird; Info und Anmeldung: https://www.hwk-duesseldorf.de/sprechstunde-azubi-recruiting 

Betrieben, die jetzt schon interessierte Jugendliche gefunden haben, sollten am besten „direkt Nägel mit Köpfen machen. Schnelle Entscheidungen bei der Azubi-Auswahl sind der richtige Weg, um sich frühzeitig qualifizierte Bewerber zu sichern,“ lautet der abschließende Appell von Christian Henke. „Außerdem dürften Ausbildungsbetriebe profitieren, die sich gezielt um alternative Zielgruppen bemühen, beispielsweise um Jugendliche mit mittlerem Schulabschluss oder Studierende, die einen Abbruch erwägen,“ so der Berufsbildungs-Experte: „Die Ausbildungsberatung der Handwerkskammer unterstützt die Unternehmen in allen Fragen rund um die Nachwuchsgewinnung.“ 

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