Vor dem Einsatz im Zementwerk, werden die ungetrennten Rückbauabfälle EPS-basierter WDVS geschreddert. Bild: Kai Ole Petersen Film, Burgwedel

WDVS-Rückbauabfälle sinnvoll weiterverwenden

Eine Forschungsgruppe um den WDVS-Hersteller Sto hat mit Experimenten im großindustriellen Maßstab nachgewiesen, dass EPS-basierte WDVS nach ihrem Rückbau ungetrennt in Zementwerken eingesetzt werden können. Die Abfälle eignen sich als Sekundärroh- und Sekundärbrennstoffe und die zugehörige Prozesskette vom Rückbau über die Aufbereitung bis zur Verwertung ist wirtschaftlich umsetzbar. Aktuell verhandeln die Projektpartner die Möglichkeiten, das Verfahren in einen Regelbetrieb zu überführen.

Der Rückbau von EPS-basierten Wärmedämm-Verbundsystemen ist selten. Erfolgt er dennoch, stellt sich die Frage, wohin mit den Abfällen. Bisher gab es zwei Antworten: Ungetrennt mit relativ hohen Kosten in einer Müllverbrennungsanlage entsorgen oder die Systemkomponenten aufwendig trennen, um zumindest den EPS-Anteil in einer Recyclinganlage wiederaufbereiten zu können. Doch die Rückbaumengen sind viel zu gering, um ein derartiges Verfahren wirtschaftlich betreiben zu können.

Darum verfolgt eine Allianz aus Sto, BASF, temps Malereibetriebe und dem IWARU Institut an der Fachhochschule Münster einen neuen Ansatz: die ungetrennte Weiterverwendung rückgebauter, EPS-basierter Systeme in der Zementindustrie. Bei diesem Vorgehen wird der Dämmstoff (12 Gewichtsprozent) als Sekundärbrennstoff energetisch genutzt, während die weiteren Komponenten – Mörtel, Putz, Gewebe (88 Gewichtsprozent) – als mineralischer Rohstoffersatz bei der Herstellung von Zementklinker stofflich verwertet werden. In zwei Versuchen im großindustriellen Maßstab im Phönix Zementwerk Krogbeumker in Beckum hat die Arbeitsgruppe, begleitet von zuständigen Behörden und dem Verein Deutscher Zementwerke, festgestellt, dass sich EPS-basierte – auch HBCD-haltige – WDVS-Abfälle als Sekundärroh- beziehungsweise -brennstoffe in Zementwerken eignen. Ihr Einsatz hat weder signifikante Auswirkungen auf die Emissionen der Werke noch auf die Qualität des produzierten Klinker. Weitere wissenschaftliche Untersuchungen belegten zudem die Wirtschaftlichkeit dieses Vorgehens.

Auf diesem Wege ließe sich die ohnehin schon gute Umweltbilanz von WDV-Systemen weiter verbessern – schließlich haben sie zum Zeitpunkt des Rückbaus meist schon jahrzehntelang den Verbrauch von Energie verringert. Die Systeme beginnen am Ende ihres ersten Lebenszyklus einen zweiten und tragen erneut dazu bei, Energieverbräuche zu mindern und Ressourcen zu schonen.

Noch ist nicht abzusehen, wann eine funktionierende Prozesskette vom Rückbau über die Lagerung und Zerkleinerung bis zum Einsatz im Zementwerk zur Verfügung stehen wird. Aktuell werden Fragen der Abfallaufbereitung und der Stoffstromsteuerung mit den beteiligten Marktpartnern diskutiert, um die für ein Zementwerk benötigten Mengen an WDVS-Abfällen als Input-Strom zu erhalten.

www.sto.de

 

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